Das erste Mal Live gehen oder auch nur ein Video aufnehmen. Einen Vortrag vor großem Publikum halten. Die vermeintlich professionelle Maske fallen lassen und sich ganz authentisch in einer Businesssituation zeigen. Jede größere Veränderung in unserem Verhalten, löst Stress aus. Wir haben Angst uns zu blamieren und befürchten oft das Schlimmste.

Dabei bleiben die Katastrophen meist aus und wir sind hinterher erleichtert, ja sogar euphorisiert. Wir nehmen uns vor, künftig mutiger zu sein. Etwas Neues und Unbekanntes auszuprobieren kann erfrischend und motivierend sein. Dennoch fällt es uns sehr schwer Gewohnheiten zu ändern. Woran liegt das?

Unser Gehirn lebt noch in der Steinzeit

Wir sind biologisch immer noch darauf programmiert stets mit Gefahren zu rechnen. Auch wenn sich die Menschheit seit der Steinzeit extrem weiterentwickelt hat und viele Modernisierungen unser Leben erleichtern, benutzt unser Gehirn immer noch das Alarmsystem der Jäger und Sammler.

Genau wie Tiere tendieren wir zunächst dazu, allem Neuen gegenüber skeptisch zu sein und Vorsicht walten zu lassen. Unsere Sinne werden geschärft und wir reagieren reflexartig. Wir wittern schnell Gefahren, wo oftmals keine sind.

Routinen sparen Energie

Als Selbstständige treffen wir hunderte kleine Entscheidungen pro Tag und müssen uns regelmäßig auf Neues einlassen – das strengt an.

Nach einem langen Tag werde ich manchmal sogar ungehalten, wenn mein Partner mich fragt, was ich zu Abend essen will. Meine Entscheidungsfreude ist dann bereits aufgebraucht. Ich fühle mich schon von den kleinen Entscheidungen des Alltags überfordert. Dann sehne ich mich nach einem Rundumservice, wo man mir jeden Wunsch von den Augen abliest und ich einfach nur sein kann.

Aus diesem Grund pflegen wir viele kleine Gewohnheiten im Alltag. Wir gehen immer denselben Weg zur Arbeit, entwickeln Morgenroutinen und schauen abends immer die gleiche Fernsehserie. Wir schaffen uns Abläufe für die unser Gehirn möglichst wenig Energie aufwenden muss.

Wir nutzen gut ausgebaute Nervenbahnen

Wenn wir etwas Neues lernen, strengt das unseren Körper zunächst ziemlich an. In unserem Gehirn werden dafür nämlich neue Nervenbahnen angelegt. Sie beginnen als kleine synaptische Verknüpfungen und werden mit jeder Wiederholung gestärkt und weiter zu komplexen neuronalen Bahnen ausgebaut. Das macht müde und kostet viel Energie, nicht wieder in alte Muster zu verfallen.

Vor diesem Hintergrund erkennen wir also klar, warum wir solche Gewohnheitstiere sind.

Kognitive Flexibilität lässt sich aber trainieren, in dem wir bewusst kleine Veränderungen herbeiführen. Nicht immer den gleichen Weg zur Arbeit zu nehmen oder einfach nur mal mit der anderen Hand die Zähne zu putzen, hilft uns besser für größere Veränderungen gewappnet zu sein. Dadurch lernen wir das unsichere Gefühl, wenn wir unsere Komfortzone verlassen kennen, unser Gehirn schlägt aber nicht gleich Alarm. Und so lassen wir uns mit der Zeit eher auf Veränderungen ein. Die japanische Methode „Kaizen“ konzentriert sich beispielsweise darauf, Veränderungen in winzigen Schritten vorzunehmen.

Wir sind Gewohnheits- und Herdentiere

Ein weiterer wichtiger Punkt trägt dazu bei, dass wir uns nicht blind in neues Terrain stürzen. Der Mensch ist ein soziales Wesen. Unser Verhalten hängt stark davon ab, was andere tun. Auch hier spielt unsere Vergangenheit eine große Rolle. Für unsere Vorfahren war es mitunter lebensgefährlich sich von der Gruppe zu entfernen. Wer sich nicht mit dem Strom bewegt geht also auch das Risiko ein, sich von der Gemeinschaft zu entfernen.

Gerade als Einzelunternehmer:innen tendieren wir deshalb dazu, uns mit anderen zu vergleichen. Es bedarf einer recht großen Portion Mut sich von den Mitbewerber:innen abzugrenzen und neue innovative Ideen zu verfolgen. Dabei wird uns doch unentwegt empfohlen, ein Alleinstellungsmerkmal zu erarbeiten. Aber nicht jeder findet den Mut aus der Reihe zu tanzen. Es fällt uns nicht leicht Ablehnung zu riskieren. Denn im Grunde wollen wir nur dazu gehören.

Ein bisschen wird uns dieser Vorgang durch Netzwerke und Mastermind Gruppen erleichtert. Wir umgeben uns mit Gleichgesinnten, die unsere Ideen prüfen und absegnen. Wir suchen also wieder die Gemeinschaft.

Routinen durchbrechen

Unser Gehirn geht also den Weg des geringsten Wiederstandes und macht uns zu Gewohnheitstieren. Den einen mehr, den anderen weniger. Routinen zu durchbrechen ist in jedem Fall mit ein wenig Nervenkitzel verbunden. Die einen suchen diese Herausforderung, die anderen meiden sie so gut es geht. Je nachdem, wie ausgeprägt unser Sicherheitsbedürfnis ist.

Als Selbstständige sind wir vermutlich nicht von der ganz schüchternen Sorte. Wir haben immerhin den Mut aufgebracht, den sicheren Hafen der Festanstellung zu verlassen. Viele von uns machen das, weil sie „für etwas brennen“ also eine klare Vision haben. Das erleichtert es die Komfortzone zu verlassen, weil wir das Ziel vor Augen haben.

Auch auf neurobiologischer Ebene ist Begeisterung eine treibende Kraft. Wenn man ein klares Ziel vor Augen hat, unterdrückt man alle möglichen anderen Bedürfnisse, um es zu erreichen.  Haben wir dann erste Erfolge, wird im Mittelhirn eine Gruppe von Nervenzellen angeregt und diese schütten Botenstoffe wie Adrenalin, Dopamin und Eiweißstoffe wie Endorphine aus. Mit deren Hilfe werden in weiterer Folge jene neuronalen Netzwerke ausgebaut und verstärkt, die dafür im Gehirn aktiviert worden sind.

Quelle: Hüther G., 2016. Was wir sind und was wir sein könnten. Fischer Verlag

Die Trendfalle

Wir suchen auf dem Markt nach unserem Alleinstellungsmerkmal und müssen entscheiden, wem wir folgen und wem nicht. Was bringt uns weiter, was bremst uns aus? Wir müssen einen ganz eigenen Pfad finden, anlegen und schließlich gehen. Es ist wichtig:

  • Sich und seine Bedürfnisse zu kennen
  • Zwischen sich und anderen klar zu unterscheiden
  • Die Gemeinschaft zu suchen, wo sie sinnvoll ist
  • Die Komfortzone zu verlassen, wohin deine Leidenschaft dich trägt

Der wesentliche Punkt liegt darin zwischen sich und anderen zu unterscheiden und gezielt Gleichgesinnte zu suchen. Finde heraus, wer du bist und was dir wichtig ist. Dabei kann der Blogartikel „Sei du selbst! Aber wie?“ hilfreich sein.

Aufgrund der vielen Entscheidungen, die wir als Selbstständige treffen, tendieren wir dazu, blind anderen zu folgen, die bereits Erfolg haben. Wir hoffen einfach, dass deren Weg auch unserer sein könnte und lassen uns leiten. Doch nicht immer ist das der richtige Weg.

Trends sind zum Beispiel so ein Lockmittel, dem wir gerne folgen. Denn wenn alle das machen, kann es ja nicht falsch sein, oder?

Wir hoffen, indem wir uns an die Vorgaben anderer halten, ein Stück weit die Verantwortung für unseren Erfolg abgeben zu können. Ähnlich wie in unserem Gehirn gehen wir gerne ausgetretene Pfade und scheuen uns davor neue eigene Wege zu beschreiten.

Natürlich ist es nicht nötig ständig das Rad neu zu erfinden. Ohne Vorlagen, Tools und etablierte Abläufe wären wir bald verloren und unsere Entscheidungsfreude wäre schon weit vor dem Mittagessen aufgebraucht.

Die richtige Entscheidung treffen

Welches Tool erleichtert mir meine Arbeit und welchen Socialmedia Kanal bespiele ich nur, weil es gerade trendy ist?

An dieser Stelle benutze ich gerne eine Entscheidungshilfe, um meine Bedürfnisse gegen andere abzuwägen und um die richtige Entscheidungen für mein Business treffen zu können. Zur Erleichterung dieser Entscheidungen habe ich den Trendbuster (ein kostenloses pdf als Entscheidungshilfe) entwickelt.

Wie du vielleicht schon errätst spielen deine Botschaft und deine Zielgruppe darin wieder einmal eine entscheidende Rolle. Du musst dich nur noch entscheiden, dir den Trendbuster runterzuladen. 🙂

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Alles Liebe, Konstanze
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Kommentare

Liebe Konstanze, vielen Dank! Sehr informativ und hilfreich. Ich bin immer wieder überrascht, wie sehr Gewohnheiten „kleben“. Aber auch, was eine konsequente Ausrichtung auf Veränderung bewirken kann. herzliche Grüße Eva

Danke für dein Feedback, liebe Eva!
Oh ja, wir sind wirklich Gewohnheitstiere. Die Vorsätze im neuen Jahr sind zum Beispiel klassische Herausforderungen für unser Gehirn. Da hilft nur die „konsequente Ausrichtung auf Veränderung“, wie du es formuliert hast.

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